diese striche da im titel, das sind japanische striche. wer die japanische sprache nicht beherrscht (oder weiß, wie man google translate benutzt), dem sei an dieser stelle gesagt, dass das ganze wörtlich übersetzt „aufgetürmtes lesen“ bedeutet. tsundoku bezeichnet den akt des nicht-lesens eines gekauften buches, das typischerweise zusammen mit anderen, nichtgelesenen büchern in einer ecke aufgetürmt ist. und dieses tsundoku, das hab ich, zumindest in ansätzen.
denn amrita von banana yoshimoto liegt nun schon seit mehr als zehn jahren unangetastet mitten auf einem solchen bücherstapel. anne hat es mir zu irgendeinem geburtstag geschenkt; selbstgekauft ist es nicht. in der urlaubswoche habe ich mich durch die ersten 24 seiten gekämpft. nach der urlaubswoche habe ich es wieder zurück auf den bücherstapel gelegt. ich tue mich schwer damit. es geht um eine ältere schwester, dessen jüngere schwester selbstmord begangen hat. so ganz, ganz grob. und auch nur bis jetzt. ich will nächste woche nochmal von vorne anfangen mit der lektüre. mir ist das alles zu seltsam geschrieben. das, was die charaktere sich da zusammenformulieren, das klingt alles so fremdartigund unnatürlich in meinem hirn; es strengt mich unheimlich an, mich von wort zu wort zu hangeln. vielleicht weil ich die ausgabe in der deutschen übersetzung lese? hans schrieb mir vor kurzem in einer langen mail aus bangkok, dass mein ganzes geschreibsel in den fremdsprachen (und vor allem auf englisch) eine gewisse distanz zu mir selbst erahnen lässt. die konstruktion des ich ist eine knifflige sache. vielleicht war ein sommerstrand am atlantik auch der falsche ort für ein buch, in dem die charaktere sachen sagen wie
»Ob ich doch nach Hause zurückwollte?«
»Vielleicht weil Mayu da war?«
»Ja, aber jetzt ist sie nicht mehr da.«
»Das ist wahr.«
bis auf twilight (gelesen bis seite 15, kopf geschüttelt, buch zugeschlagen und weiterverarbeitet zu pappmaché) habe ich bis jetzt jedem buch noch eine zweite und dritte und vierte chance gegeben; das möchte ich auch mit amrita machen. dass das ganze ist wie mit white teeth und la vida breve, die wiederholt in der ecke und danach für immer in meinem herzen landeten, könnte sein. ach ja, für immer in meinem herzen und so. zu kitschig der letzte satz? ein bisschen. im alter werd ich kitschiger. und deutscher. sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht. und am ende leide ich doch nicht an tsundoku.
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