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Leben

You say Tunke, I say Salatsoße

m. und ich sind gute freunde.

als ich sie 2006 kennenlernte, dachte ich nicht, dass sich unsere freundschaft – die von mir lange nur eher in der kategorie “bekanntschaft- schrägstrich-kommilitonin” abgelegt war – derartig entwickeln würde, wie sie es letzten endes tat.

m. und ich sind gute freunde, und das sind wir vor allem, weil wir so unterschiedlich sind. nicht selten glaubt die eine zu meinen, dass die andere in bezug auf eine sache das gleiche denkt und fühlt und sieht und hört. dann sagt die andere “ach quatsch, in wirklichkeit ist das ganz anders” und man diskutiert, es kommt ein “das ist doch nicht normal!” geflogen und wird von einem “aber was ist denn schon normal!” überholt.

und ich sage: “manchmal glaube ich, dass das gesunde das kranke ist und das kranke das gesunde.”
und m. schaut mich mit großen augen an und kann mir nicht mehr folgen und fragt mich, ob ich wieder nicht geschlafen habe, letzte nacht.

oft sehen wir uns erst abends. der gesprächsauftakt ist nicht immer der gleiche. aber fast.

“magst du auch ‘nen tee?”
“hm… ja.”
“rooibusch?”
“lieber von dem chai… kochst du danach nochmal extra, ich brauch noch wasser für meine wärmflasche.”

und am ende sitzen wir wieder bis um drei uhr nachts in der küche, die klospülung der nachbarn aus der wohnung obendrüber hat man schon seit längerem nicht mehr gehört.

und m. erklärt mir den unterschied zwischen menschenrechten und völkerrechten, sagt mir das gerade erlernte hebräische alphabet auf, informiert mich darüber, wo man wie viel verdient, und schlürft ihren tee ratzfatz weg.

und ich erzähle von dieser tollen band, die heute auf der kajo musiziert hat, erläutere, was denn hegel mit don quijote zu tun hat, erkläre, wie man das gerollte zungen-r am besten übt, und vergesse meinen tee vollkommen.

das tolle an unserer freundschaft ist, dass wir uns gegenseitig auf dem boden halten. voneinander lernen, das ist auch toll. geduld. toleranz. und warum man im schwäbischen “tunke” sagt und nicht “salatsoße”.