Keinen Bock auf Trubel diese Jahr, dachte ich mir und so plagte mich überhaupt kein schlechtes Gewissen ob meiner Behelfslüge.
Nein, ich bin nicht da. Ja, ich fahre weg. Nein, dieses Jahr kann ich nicht wie immer mit allen in meinen Geburtstag hineinfeiern.
Schnell war ein Online-Deal gefunden und ich eingecheckt in das neue Hotel auf der anderen Rheinseite, gefühlte eineinhalb Kilometer Luftlinie entfernt von meinem Jungbuscher Bett. Gewünscht hatte ich mir ein Zimmer mit Flussblick und drei gute Tage und Nächte, an denen ich alles tun und lassen konnte, bevor ich am 24. Dezember in den Zug Richtung Elternhaus steigen sollte.
Andrea war die einzig Eingeweihte in meine Pläne. Und so kam sie den ersten Abend rübergefahren, über die Brücke ins uns beide weitestgehend unbekannte Ludwigshafen. Die Weihnachtsmarktszenen waren wenig berauschend (zumindest für uns), deshalb verzogen wir uns schnell für indisches Curry und Pappadums in die Ludwigstraße.
Viele Stunden Gespräche und einen spontanen Mojito-Kurs mit dem Hotelbarkeeper später wusste ich sicher, dass meine Flucht aus dem immer gleichen Vorweihnachtstrott die richtige Entscheidung war. Eine Pause, die dringend notwendig war. Und so verbrachte ich die nächsten Tage mit Ausschlafen, Schreiben, Spazieren und Faullenzen, bevor ich am 24. Dezember in aller Frühe noch schnell Weihnachtsgeschenke einkaufen ging. Weihnachtliches Ohrgehänge inklusive.
[Edit: Die Behelfslüge rächte sich prompt: Direkt an Heiligabend hab ich mir dank halbgarer Miesmuscheln eine Lebensmittelvergiftung eingefangen, die diese Geburtstagsweihnacht wahrlich besonders machen sollte…]